
Über mich
Der Zufall wollte es, dass ich eingeladen wurde auf ein afrikanisches Trommelkonzert. Die Dynamik hat mich schier umgehauen! Ich kannte das gar nicht, konnte mit afrikanischer Musik bis dato auch nichts anfangen – aber das war gigantisch! Zwei Zufälle später glaubte ich nicht mehr an einen Zufall, sondern machte daraus eine Bestimmung: afrikanisches Trommeln soll es sein. Und wenn, dann auch richtig!
So nahm ich Anfang 2003 als erstes Unterricht bei einer ehemaligen Kollegin von mir, Chris Kaya Müller, einer Schülerin von Silvia Franke. Schnell begann ich, mich mit anderen Kursteilnehmern zu treffen und gemeinsam zu üben. Die raschen Fortschritte ließen mich bald zu einem Lehrer mit mehr Kursangebot wechseln, zu Oliver Sägebrecht. Aus einem wurden nach kurzem zwei und schließlich drei Kurse, in denen ich trommelte. Nach einem Jahr fragte mich Gabriel Daly aus der Elfenbeiküste, ob ich Lust hätte, in seiner Band mitzuspielen, und lernte dort sehr viel von ihm. Gleichzeitig spielte ich in zwei anderen Bands und konnte meinen Erfahrungsschatz um noch andere Komponenten bereichern.
Da ich einfach nicht satt zu bekommen war, habe ich ständig nach neuem Input gesucht und so viele Trommellehrer aus aller Welt in Workshops kennen gelernt: Famoudou, Billy und Ibro Konaté aus Guinea, Stephan Rigert aus der Schweiz, Adama Dramé aus Burkina Faso, Sean Mahoney in Berlin und Drissa Koné aus Mali. Bei einem Aufenthalt in Guinea für ein Vierteljahr habe ich bei Solo Keita, Mamady Traore und Noundiara Kourouma gelernt. Dort habe ich auch von David Mühlemann gelernt, Trommeln zu bespannen.
Viele Rhythmen und Solophrasen habe ich mir aber allein oder in Lerngruppen autodidaktisch angeeignet und bald angefangen, auch anderen etwas davon beizubringen. Dabei stellte sich für mich heraus, dass ich mich nicht nur sehr gut in die anderen hineinversetzen und verstehen konnte, wo es gerade „hakt“ – schließlich hatte ich das ja alles selbst so oder so ähnlich durchgemacht – , nein, noch wichtiger für mich war die Erfahrung, dass ich genau die gleiche intensive Freude erlebe, andere beim Lernen zu begleiten, wie wenn ich selbst lerne.
Deshalb habe ich meine Aktivitäten mehr und mehr von den Bands zum Unterricht hin verlagert. Seit Anfang 2007 unterrichte ich nicht mehr nur Einzelschüler, sondern auch Kurse und konzentriere mich beruflich seit 2011 darauf, afrikanisches Trommeln zu vermitteln.
Von 2009 - 2011 habe ich meine bisher wichtigste Ausbildungsstation im Trommeln durchlaufen mit der Teilnahme an der Meisterklasse Nord von Rainer Polak. Bei ihm habe ich einen Einblick gewonnen in den klassischen Trommelstil aus Mali und dessen vier verschiedenen Feelings. Der Vorteil dieses Stils liegt darin, dass man schon zu zweit ein komplettes Ensemble bilden und richtig schön musizieren kann. Darüber hinaus zwingt die knappe Besetzung den Solisten bzw. die Solistin dazu, sich auf den Groove zu konzentrieren und viel dafür zu tun, damit das dichte, energetische musikalische Gewebe nicht reißt. Eine bessere Übung für die Entwicklung des eigenen Solospiels kann ich mir kaum vorstellen!
Somit habe ich nun begonnen, neben dem für Guinea typischen Stil mit drei Basstrommeln und Glocken auch den Mali-Stil in Kleingruppen zu unterrichten. Vor allem meine analytischen Fähigkeiten sind durch das enorme Wissen von Rainer weit voran gebracht worden. Meine Unterrichtsmethode hat sich dadurch weiterentwickelt, so dass ich heute davon abgehe, meinen Schülern komplette Solos zum Auswendiglernen beizubringen. Stattdessen bin ich dazu übergegangen, das Trommeln wie eine Sprache zu verstehen mit Solophrasen (den Vokabeln des Trommelns) und Regeln (der Grammatik) für deren Gefüge untereinander und den Zusammenhang mit den Melodien der Bässe. So möchte ich meine Schüler in die Lage versetzen, selbstständig aus diesen Bausteinen ihre Solos zusammen- und in den unterschiedlichen Rhythmusfamilien einzusetzen.
Die Reise geht weiter, man lernt nie aus in der Musik. Vom März 2012 bis Februar 2013 habe ich an der Ausbildung zum groove teacher in Berlin bei Uli Moritz, Klaus Staffa und Christoph Renner teilgenommen, um meine Fähigkeiten als Trommellehrer weiter zu entwickeln, insbesondere wie man Rhythmen spielerisch beibringt und lernt. Im April 2013 habe ich mich bei Daniel Preissler für eine schöne Woche in Frankreich dem traditionellen Stil der Malinké in Hamana, Guinea, an Bässen und Djemben zusammen mit einer Gruppe hochqualifizierter Trommler gewidmet.
Jürgen Werner
Sievekingdamm 37
Trommelstudio, Raum 457
Telefon: 0163-983 56 86
